1 Einleitung

1.1 Ausgangslage

In vielen Teilen der Welt erfreuen sich Freizeitaktivität in der Natur zunehmender Beliebtheit und werden häufig von einem grossen Teil der Bevölkerung ausgeübt. Darüber hinaus hat die Bandbreite und Vielfalt der Freizeitaktivitäten zugenommen. Viele Outdooraktivitäten sind auf gebirgiges Gelände angewiesen und werden in abgelegenen, naturnahen Gebieten ausgeübt. Diese Gebiete sind oft geschützt und von hohem Wert für die Biodiversität. Die Zunahme der Aktivitäten und deren Popularität führt zu einem steigenden Druck auf die verbleibenden natürlichen Lebensräume und die darin lebenden Wildtiere.

Freizeitaktivitäten in Gebirgsregionen haben meist negative Auswirkungen auf Wildtiere. Die Wissenschaft schlägt verschiedene Massnahmen vor, um diese negativen Auswirkungen zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Dazu gehören unter anderen das Ausscheiden von Wildschutzgebieten und das Sebsibilisieren der Bergsportler:innen.

Die Auswirkungen von Massnahmen vor Ort und Sensibilisierungskampagnen sind jedoch noch nicht vollständig erforscht. Darüber hinaus gibt es eine erhebliche Wissenslücke zur Sensibilisierung der Bergsportler:innen im Sommer. Zudem stellt sich die Frage, wie Bergsportler:innen ihre Begegnungen mit Wildtieren bewerten und welche Reaktionen diese auf sie zeigten.

Dieses Forschungsprojekt der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Zusammenarbeit mit dem Regionalen Naturpark Beverin untersucht das Wissen der Bergsportler:innen über geltende Regeln und Wildtiere in den Bergen. Es leistet damit einen Beitrag an die Förderung des naturorientierten Bergsports in den Alpen.

1.2 Forschungsfragen

  • FF1) Wie gut können Bergsportler:innen typische Wildtiere der Schweizer Bergwelt erkennen?

  • FF2) Welche Wildtiere wurden auf den Bergtouren wahrgenommen und wie reagierten diese?

  • FF3) Wie gut sind die geltenden Regeln in unterschiedlichen Schutzgebieten bekannt?

  • FF4) Werden Markierungen und Signalisationen im Feld richtig interpretiert?

1.3 Befragung

Zur Untersuchung unserer Forschungsfragen wählten wir die Methodik einer Befragung. Die Befragung war vom 17. Juli bis zum 4. Oktober 2021 online verfügbar. Wir machten mit einem im Naturpark Beverin direkt verteiltem Flyer (siehe unten) auf unsere Befragung aufmerksam und stellten den Link zur Befragung auf verschiedene Websites und Social Media Portale. Ergänzend haben wir auch Personen direkt angeschrieben und den Hinweis zur Befragung an Studierende der ZHAW verteilt. Unsere Stichprobe enthielt schliesslich 986 Personen, welche die Befragung gestartet haben. 634 Personen haben die Befragung abgeschlossen (64.30 %).

Flyer, mit welchem wir Bergsportler:innen zur Teilnahme an der Befragung motivierten.

Abbildung 1.1: Flyer, mit welchem wir Bergsportler:innen zur Teilnahme an der Befragung motivierten.

1.4 Experiment

Zusätzlich zu den oben erwähnten Forschungsfragen, wollten wir auch untersuchen, ob Bergsportler:innen in der Planungsphase einer Tour (also von zu Hause aus) fähig sind, Touren zu planen welche Wildtiere möglichst wenig stören. Dazu haben wir den 505 Teilnehmenden, welche angaben, dass sie Touren üblicherweise unter Zuhilfenahme von Karten planen, ein Experiment präsentiert. Dabei hat jede:r sechs Auswahl-Situationen, wie sie unten abgebildet sind, gesehen und sich jeweils für das Szenario entschieden, welches Wildtiere weniger stört. Wir haben die Ergebnisse statistisch schliessend ausgewertet und separat in einer wissenschaftlichen Publikation aufbereitet. Die Publikation sollte in den nächsten Monaten erscheinen. Soviel sei aber bereits verraten: Die grosse Mehrheit der Teilnehmenden konnte die Routenabschnitte erkennen, welche für Wildtiere weniger störend sind.

Auswahl-Situation: Wir haben die Teilnehmenden der Befragung gebeten jenes Wander-Szenario zu wählen, welches Wildtiere weniger stört.

Abbildung 1.2: Auswahl-Situation: Wir haben die Teilnehmenden der Befragung gebeten jenes Wander-Szenario zu wählen, welches Wildtiere weniger stört.