1 Einleitung & Untersuchungsgebiet

1.1 Monitoring Sihlhölzlipark

Der Sihlhölzlipark in Zürich liegt inmitten eines betriebsamen Stadtteils. Eingefasst wird der Park durch die Bahnlinie der SZU und der Sihl sowie der viel befahrenen Manessestrasse mitsamt der Autobahnauf- und abfahrt. Die von Stadtbaumeister Hermann Herter im Jahr 1930 geplante Anlage besteht aus zwei Teilen: Dem vielgenutzten und grossen Sportplatz sowie einer südlich gelegenen, leicht erhöhten Erholungsanlage mit Kiosk und Wasserbecken („Stadt Zürich“ 2021). Der hinterste Parkteil ist durch den Bau der Sihlhochstrasse markant verkleinert worden und seitdem starken Verkehrsimmissionen ausgesetzt. Der Zugang aus dem Quartier konnte jedoch mit der Umsetzung von flankierenden Massnahmen für die Westumfahrung mit einer Fuss- und Veloverbindung über die Sihl und das Bahntrassee verbessert werden und neu hält auch eine Buslinie in unmittelbarer Nähe (Haltestelle Hertersteg).

Die Abteilung Soziokultur Kinder der Sozialen Dienste Zürich (SOD) bietet zur soziokulturellen Animation seit längerem Spielnachmittage für Kinder und Jugendliche im hinteren Teil des Sihlhölzliparks an. Zum Ausbau des Angebotes wurde das alte, ungenutzte Kioskgebäude im Frühjahr 2021 renoviert und mit soziokulturellen Aktivitäten wieder zum Leben erwecken. Der Sihlhölzlikiosk soll ein niederschwelliger Treffpunkt und ein Begegnungsort für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Quartier werden. Von Mai bis September werden an jeweils zwei Nachmittagen pro Woche unter Mithilfe der anwesenden Kinder und Jugendlichen Kaffee, Getränke und abgepackte Lebensmittel zu günstigen Preisen verkauft.

Parkbänke im Sihlhölzlipark im Sommer 2020 (Foto: D. Sauter, 2020).

Abbildung 1.1: Parkbänke im Sihlhölzlipark im Sommer 2020 (Foto: D. Sauter, 2020).

Zur wissenschaftlichen Begleitung dieser Wiedereröffnung und der damit verbundenen Veränderungen sollte das Projekt Monitoring Sihlhölzlipark die Entwicklungen vor Ort begleiten und analysieren. Ziel des Monitorings war es, die Parknutzung in dieser Zeit zu erheben und Veränderungen in der Park-Wahrnehmung während drei Jahren zu erfassen. Weiter interessierte, ob sich die Nutzungen und Frequenzen des Parks tagsüber insgesamt verändern und ob an den Tagen mit Kioskbetrieb der Park von anderen Personen aufgesucht wird als an den übrigen Tagen. Die Erhebungen liefen von September 2020 bis September 2022 und wurden mit einem Beitrag aus dem Innovationskredit von Smart City unterstützt, welcher innovative Projekte innerhalb der Stadtverwaltung durch eine Anschubfinanzierung ermöglicht.

Nachfolgende Ziele sollen mit dem Projekt bis im Jahr 2022 erreicht werden:

Hauptziel: Es ist aufgezeigt, welche Wirkung die soziokulturelle Intervention auf die Park-Wahrnehmungen und das Nutzungsverhalten der Besucher:innen hat.

Wir kennen sowohl die Entwicklung der Besuchszahlen als auch die Charakteristik der Nutzenden und deren Verhalten im Park in den gleichen saisonalen Zeiträumen der Jahre 2020 bis 2022.

Wir kennen die Nutzungsunterschiede des Parks zwischen den Tagen mit Kioskangebot und solchen ohne in der Sommersaison (April bis September).

Wir kennen die persönlichen Wahrnehmungen und Einschätzungen von Parkbesucher:innen sowie von Experten und Expertinnen zum Park und die Entwicklung über die Jahre 2020 bis 2022.

Die Erkenntnisse geben Hinweise darauf, inwiefern eine soziokulturelle Animation einen Beitrag zur verbesserten Potenzialausnutzung des Parks leisten kann.

Die Erkenntnisse geben Hinweise darauf, mittels welcher Massnahmen eine zusätzliche Aufwertung des Parks erreicht werden könnte.

Die Erfassung des Ist-Zustandes startete im September 2020. Im Jahr der Wiederöffnung des Kiosks (2021) sowie im Folgejahr (2022) wurden die Erhebungen für Vergleichszwecke weitergeführt. Als Vergleichsmonat dient der September. Für das Monitoring wurden sowohl quantitative (Modul A & B) wie auch qualitative Methoden (Module C & D) eingesetzt.

Untenstehende Karte zeigt den Untersuchungsperimeter des Sihlhölzliparks (weiss) und dessen Lage in Zürich.

- Mittels den +/- Knöpfen (oben links) oder mit dem Mausrad kann gezoomt werden. 

- Wenn mit der Maus über die weisse Fläche (oben links) gefahren wird, 
  öffnet sich eine Auswahl verschiedener Hintergründe. 

1.2 Soziokulturelle Animation

Das Team Soziokultur Kinder der Sozialen Dienste der Stadt Zürich bietet zwischen Mai und Oktober in ausgewählten Räumen der Stadt ein soziokulturelles Angebot für Kinder ab dem Kindergarten bis zur 6. Klasse an. In sogenannten Spielinseln laden ausgebildete Fachpersonen mit vielfältigen Spiel- und Bastelmaterialien die Kinder dazu ein, kreativ zu sein. Die Kinder verbringen ihre Freizeit im Park, im Spielwagen, im Container, in Räumen von Schulen oder in Innenhöfen im Quartier. Spielinseln sind mobil und werden bei Bedarf an anderen Orten eingesetzt.

Auch im Sihlhölzlipark findet in der Sommersaison ein solches Angebot an zwei Tagen in der Woche statt. Um dieses Angebot zu erweitern, wurde das alte Kioskgebäude durch die Stadt renoviert und trägt nun mit der Nutzung des Kioskes als familienfreundliches Kaffee zu einem vielfältigen soziokulturellen Angebot im Quartier bei. Bis vor der Renovation und Wiedereröffnung des alten Kioskgebäudes im Sommer 2021 diente ein farbig angemalter Container als Aufbewahrungsort der Spielmaterialien unter der Woche. Die Spielinsel und der Sihlhölzlikiosk sind jeweils von Mai bis Oktober am Mittwoch und Donnerstag von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Vor der Eröffnung des Kiosks fanden die Spielinsel-Nachmittage jeweils am Dienstag und Mittwoch zur selben Zeit statt.

Mit der Wiedereröffnung des Kiosks im Sihlhölzlipark bietet das Team Soziokultur Kinder der Sozialen Dienste ein vielfältiges soziokulturelles Angebot, welches durch die Spielanimation im Park abgerundet wird (Foto: SOD, 2021).

Abbildung 1.2: Mit der Wiedereröffnung des Kiosks im Sihlhölzlipark bietet das Team Soziokultur Kinder der Sozialen Dienste ein vielfältiges soziokulturelles Angebot, welches durch die Spielanimation im Park abgerundet wird (Foto: SOD, 2021).

1.3 Geschichte des Sihlhölzlipark

Der ursprüngliche Sihlhölzlipark wurde 1770 angelegt. Er lag ungefähr an der Stelle der heutigen Sport- und Erholungsanlage als Insel zwischen der wilden Sihl und dem Sihl-Kanal. Im Park wurde ein barockes Wäldchen errichtet, in dem man verschiedene Baumarten pflanzte und erforschte. Es war eine romantische Anlage, die sich nach und nach zum städtischen Festplatz entwickelte, auf dem Volks- und Sportfeste wie das Knabenschiessen stattfanden und im Winter ein Eisfeld erstellt wurde.

Anfang des 20. Jahrhunderts entstand aus verkehrstechnischen Gründen eine völlig neue Situation: Die linksufrige Zürichseebahn wurde von der Strassenebene in den Untergrund verlegt und für diese Unterquerung musste das Sihlbett auf der Länge von einem Kilometer höhergelegt werden. Mit diesem Umbau verschwand Zürichs beliebter Fest- und Tummelplatz mit dem prächtigen Baumbestand. Auf der neu entstandenen Freifläche realisierte Hermann Herter um 1930 eine zweiteilige Parkanlage mit einem Sportplatz und einer Erholungsanlage mit Kiosk und Wasserbecken. Der Erholungspark war ursprünglich grösser als heute und das damals rechteckige Wasserbecken lag an der südlichen Spitze der Anlage. 1974 wurde die Erholungsanlage mit dem Bau der Sihlhochstrasse markant verkleinert und ist seitdem starken Verkehrsimmissionen ausgesetzt. Abgesehen von dieser massiven Zäsur ist die Anlage heute inklusive Baumbestand so erhalten, wie sie von Herter gebaut wurde und zeigt den zeitgenössischen “Volksparkcharakter”, wie er damals in Mode war.

Sihlhölzli, Eisfeld um 1890. Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ, Fotograf: Robert Breitinger.

Abbildung 1.3: Sihlhölzli, Eisfeld um 1890. Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ, Fotograf: Robert Breitinger.

Zweiteilige Parkanlage Sihlhölzli realisiert von Hermann Herter ca. 1930. Sportanlage im Hintergrund, Erholungsanlage mit rechteckigem Wasserbecken im Vordergrund. Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ.

Abbildung 1.4: Zweiteilige Parkanlage Sihlhölzli realisiert von Hermann Herter ca. 1930. Sportanlage im Hintergrund, Erholungsanlage mit rechteckigem Wasserbecken im Vordergrund. Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ.

Kiosk von Hermann Herter, fotografiert 1931. Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ, Fotograf: Heinrich Wolf-Bender.

Abbildung 1.5: Kiosk von Hermann Herter, fotografiert 1931. Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ, Fotograf: Heinrich Wolf-Bender.

Weitere Informationen zur Geschichte des Parks: https://www.stadt-zuerich.ch/ted/de/index/gsz/natur-erleben/park-und-gruenanlagen/parkanlagen-von-az/sihlhoelzli.html

Quellen