5 Modul D - Expert:innen-Interviews

5.1 Ziel

Im Rahmen dieses Moduls geht es um die Sichtweise der sich unmittelbar mit dem Park befassenden Fachleute. Sie sind es, die zum Teil regelmässig dort arbeiten oder sich regelmässig mit der Gestaltung, Ausrichtung und Entwicklung des Parks auseinandersetzen. Sie alle kennen das Parkleben und dessen Veränderungen über die Zeit aus nächster Nähe. Im Zentrum der Interviews standen schwerpunktmässig zwei Themenbereiche und deren Veränderung:


Beruflicher Bezug der Expert:innen zum Park

  • Seit wann haben die Fachleute beruflich mit dem Sihlhölzlipark zu tun?

  • Was sind deren Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Park und haben sich diese seit der Kioskeröffnung verändert?

  • Was sind bekannte und neue Themen, Probleme und Herausforderungen?

  • Wird mit anderen Fachleuten / Fachstellen in Bezug auf den Park zusammengearbeitet und hat sich diese Zusammenarbeit verändert?

  • Wie hoch ist der Arbeitsaufwand, wie viele Ressourcen werden in den Park investiert und wie hat sich das verändert?

  • Nutzen die Fachleute den Park auch privat?


Wahrnehmung des Parks durch die Fachleute

  • Wie wird die Nutzung des Parks, also das “Parkleben” wahrgenommen? Gibt es Unterschiede zwischen Sommer und Winter? Gibt es Konflikte? Lassen sich Veränderungen seit der Kioskeröffnung feststellen?

  • Was sind aus Sicht der Fachleute die positiven Qualitäten bzw. negativen Eigenschaften des Parks und welchen Einfluss hat der Kiosk?

  • Hat sich der Park oder die Parknutzung verändert, seit die Fachpersonen mit ihm zu tun haben?

  • Wie werden der Kiosk und die Spielanimation wahrgenommen?

  • Worin wird das Potential des Parks gesehen?

5.2 Methodik

Zur Befragung der Expert:innen wurde ein Leitfaden-Interview eingesetzt. Dabei standen die oben genannten Grundfragen fest, das Gespräch selbst wurde frei geführt und liess so viel Spielraum für spontane Aussagen der Befragten. Anschliessend wurde aus den Gesprächen ein Protokoll erstellt, wobei auf eine wortgetreue Transkription verzichtet wurde. Das Protokoll wurde den befragten Personen zum Gegenlesen und zur Freigabe unterbreitet. Die in diesem Bericht zusammengefassten Aussagen sind so verallgemeinert, dass keine direkte Zuordnung zu einzelnen Personen möglich ist. Eine Ausnahme bilden die namentlich gekennzeichneten Zitate. Sie wurden von den Befragten explizit freigegeben.

Die Interviews fanden zwischen dem 30. Oktober und 24. November 2020 und zwischen dem 06. September und 04. November 2022 meistens vor Ort im Sihlhölzlipark statt. Die folgenden Fachleute aus verschiedenen Amtsstellen wurden befragt:

Tabelle 5.1: Interviewte Fachleute und zugehörige Institutionen der Interview-Durchführungen im Jahr 2020 und 2022.
Institution Interviewpartner:innen
Grün Stadt Zürich (GSZ) 2020 und 2022: Roger Lanz, Leiter Region West (seit 1999 bei GSZ tätig) & Benjamin Frauenknecht, Vorarbeiter Bezirk Wiedikon, Aussersihl (seit 2019 bei GSZ tätig)
Entsorgung & Recycling Zürich (ERZ) 2020: Mark Günther, Gruppenleiter Region West beim ERZ und stellvertretender Abteilungsleiter (seit 2002 bei ERZ), 2022: Stephan Ilg, Leiter Abteilung Region West beim ERZ zuständig für Reinigung und Winterdienst im öffentlichen Raum (seit 2010 in dieser Funktion)
Stadtpolizei Zürich 2020 und 2022: André Gerzner, Kreischef Zürich Wiedikon (in dieser Funktion tätig seit 1. April 2011)
Sicherheit, Intervention & Prävention (sip züri) 2020: Nathalie Perren, Patrouillenleiterin mit Zusatzfunktion bei sip züri (seit 2 Jahren bei sip züri tätig), 2022: Simon Stiefelmeyer, Praktikant der Sozialen Arbeit (seit 2019 Mitarbeit in Ausbildung)
Soziokultur Kinder 2020: Maria Sianni, Soziokulturelle Animatorin, Spielanimation Kreise 3, 4 und 5 (in dieser Funktion tätig seit 2008), 2022: Katrin Wanner, Fachmitarbeiterin Spielanimation Kreise 3,4 und 5 (in dieser Funktion tätig seit 2019)
Gartendenkmalpflege 2020: Judith Rohrer, Leiterin Fachstelle Gartendenkmalpflege Grün Stadt Zürich (in dieser Funktion tätig seit 1990), 2022: kein Interview

Alle Interviews wurden im Jahr 2020 von Sandra Schmid (BSS) und im Jahr 2022 von Judith Dylla (BSS) durchgeführt.

5.3 Resultate

5.3.1 Beruflicher Bezug der Expert:innen zum Park

5.3.1.1 Dauer des beruflichen Bezugs zum Park

Frage: Seit wann haben Sie beruflich mit dem Sihlhölzlipark zu tun?

Die meisten Expert:innen haben seit vielen Jahren, ja gar Jahrzehnten mit dem Sihlhölzlipark zu tun. Sie überblicken dessen Entwicklung je nach Person seit 1990, 2002, 2003, 2010 und 2011. Zwei Personen befassen sich seit weniger als 1 Jahr oder seit 1 bis 2 Jahren mit dem Park. Einige sind regelmässig im Park, andere kennen ihn zwar gut, aber er bildet keinen Schwerpunkt in ihrer Arbeit.

5.3.1.2 Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Park

Die Ämter und Stellen, welche die Expert:innen vertreten, haben verschiedene Verantwortlichkeiten und Aufgaben im Park. Es sind die Folgenden:

Tabelle 5.2: Institutionen und ihre Verantwortlichkeiten im Sihlhölzlipark.
Institution Verantwortlichkeit
Grün Stadt Zürich (GSZ) GSZ ist zuständig, dass der Park funktioniert und instandgehalten wird; verantwortlich für alles ausser den Gebäuden und der öffentlichen Beleuchtung.
Entsorgung & Recycling Zürich (ERZ) Das ERZ ist verantwortlich für die Reinigung des Parks. Die ERZ-Mitarbeitenden kommen täglich, um die Eimer zu leeren und zweimal pro Woche für eine grössere Reinigung von ca. zwei Stunden.
Stadtpolizei Zürich Die Stadtpolizei Zürich sucht den Park ca. zwei- bis dreimal pro Woche während der Reviergänge auf. Auch die Bikepolice kommt vorbei. Sie wird auch für spezifische Interventionen beigezogen, z.B. wenn durch das ERZ Material entsorgt wird.
Sicherheit, Intervention & Prävention (sip züri) sip züri versucht zu vermitteln, z.B. zwischen Spielanimation und den Obdachlosen, um eine Co-Existenz zu gewährleisten. Im Winter gehen MitarbeiterInnen der SIP regelmässig im Park vorbei, weil es auch ein Kälteplatz ist, wo die Leute übernachten, um zu schauen, wie es ihnen geht.
Soziokultur Kinder Von den Frühlings- bis zu den Herbstferien gibt es im Park jeweils am Mittwoch – und Donnerstagnachmittag von 15 – 18 Uhr Spielangebote für Kinder vom Kindergartenalter bis zur 6. Klasse. Zudem werden regelmässig Ferienwochen im Park organisiert. Das Angebot wird vor allem von Kindern aus den angrenzenden Quartieren genutzt, viele kommen von der Wiedikoner Seite her, zum Teil alleine und zum Teil mit ihren Eltern. Die grösste Gruppe der Nutzer:innen sind jüdisch orthodoxe Kinder und Familien. Sie kommen in die Spielanimation zum Basteln, Spielen, Bücher Anschauen etc.. Seit 2021 ist nun der Kiosk als Angebot hinzugekommen. Dort werden Kaffee, Erfrischungen, Glacés und Snacks zu familienfreundlichen Preisen angeboten. Zudem können Spielsachen ausgeliehen werden und die Kinder dürfen beim Kioskbetrieb mithelfen.
Gartendenkmalpflege Das wichtigste Anliegen der Gartendenkmalpflege ist es, den Park im Sinne des Erbauers Hermann Herter zu erhalten und ihn so attraktiv und sauber wie möglich zu halten, damit vor allem Familien mit Kindern den Park inklusive Planschbecken gerne nutzen. Auch der Naturschutz und die die Erhöhung der Biodiversität sind ein Anliegen.

5.3.1.3 Wichtigste Themen, Probleme und Herausforderungen der Expert:innen im Park

Frage: Was sind Themen, mit denen Sie beruflich im Park beschäftigt sind? Haben sich diese verändert? Hat dies etwas mit dem neuen Betrieb des Kiosks und der Spielanimation zu tun?

Zu den wichtigsten Themen, mit denen sich die Fachpersonen beruflich befassen, gehören die Sauberkeit und das soziale Miteinander. Der Fokus liegt bei den meisten auf dem Umgang und der Lösung von konkreten Problemen. Grundsätzlich haben sich diese Themen auch seit der Kioskeröffnung nicht gross verändert. Einzig die Spielanimation ist zum Teil mit neuen Themen konfrontiert, was die Betreibung des Kiosks angeht. Spezifisch werden von den Expert:innen folgende Herausforderungen genannt:

  • Randständige und obdachlose Menschen: Dabei geht es häufig um die Vermittlung zwischen unterschiedlichen Nutzungsansprüchen oder bei Konflikten. Ziel der beteiligten Ämter und Fachpersonen ist es, eine gelingende Koexistenz der verschiedenen Nutzungen zu ermöglichen. Mit der Inbetriebnahme des Kiosks kommt es nun in selten Fällen zu Nutzungskonflikten rund um das Kioskgebäude. Das braucht viele Gespräche und einen ständigen Austausch. Es kommt vor, dass städtische Mitarbeiter:innen beschimpft werden, wenn sie den Park reinigen oder Material entsorgen sollen. In solchen Fällen kann der Beizug von Polizei oder sip züri notwendig werden.

  • Betäubungsmittel- / Drogenkonsum: Hier sind vor allem die Überbleibsel des Konsums wie weggeworfene Spritzen u.a. im Planschbecken oder in Abfalleimern ein Problem. Kinder und andere Personen könnten sich daran verletzen. Drogen sind in vielen Parks ein Thema, was mit dem jeweils dort verfügbaren Wasser, den WCs und Brunnen zusammenhängt. Der Sihlhölzlipark ist bezüglich Drogen aber kein Brennpunkt im Kreis 3. Die entsprechenden Fachstellen sind dementsprechend sensibilisiert und miteinander im Austausch. Die Situation bezüglich Drogen hat sich seit der Kioskeröffnung eher etwas entspannt.

  • Abfall und Fäkalien: Im Sihlhölzlipark wird insgesamt viel und häufig gereinigt. Sehr unangenehm sind die menschlichen und tierischen Fäkalien in den Gebüschen und Rabatten. Auch das Sauberhalten des Planschbeckens verlangt Einiges an Aufwand. Seit der Kioskeröffnung scheint sich allerdings die Abfallsituation etwas verbessert zu haben. Die Expert:innen führen dies unter anderem darauf zurück, dass sich nun mehr Personen im Park aufhalten und so etwas wie “soziale Kontrolle” passiert.

  • Vandalismus: Diesen gibt es vor allem bei den Abfalleimern und an den Sitzbänken, die immer wieder ersetzt bzw. geputzt werden müssen. Der Vandalismus ist aber nach Aussage der zuständigen Fachleute in den letzten beiden Jahren tendenziell eher rückläufig.

  • Cruiser-Szene: Lange Zeit gab es Probleme mit dieser Szene, aber das hat sich inzwischen beruhigt. Sie findet höchstens noch diskret statt und hat sich schwerpunktmässig zum Friedhof Sihlfeld hin verlagert.

  • Hunde: Heute halten sich die meisten Besucher:innen an die Leinenpflicht. Das war früher nicht immer so. Für spielende Kinder und das Miteinander im Park ist es wichtig, dass Hunde an der Leine geführt werden. Trotzdem haben Kinder z.T. Angst vor Hunden. Diese benutzen teilweise auch das Planschbecken, was gemäss den befragten Experten zu Problemen mit der Wasserqualität führen kann Dies ist 2022 nun explizit ein Thema. Ob sich das Problem wirklich verschärft hat, oder ob es an den immer besseren Messgeräten liegt, lässt sich gemäss dem zuständigen Experten nicht sagen.

  • Naturschutz und Biodiversität: Auf Anregung der Naturschutzfachstelle wird im Sinne der Biodiversität geplant, am Fuss der Autobahnabfahrt im hinteren Teil des Parks Krautsäume zu pflanzen. Sie sollen attraktiv blühen und Insekten anziehen sowie Kleinlebewesen Raum bieten. Solche Ergänzungen sind bereichernd für Pflanzen, Tiere und beobachtende Parkbenutzende.

  • Kiosk: Dieser wurde bis 2020 hauptsächlich als Lager benutzt. Nach der Renovation und Wiederbelebung durch die Spielanimation haben sich aus Sicht der Expert:innen zwar einzelne Nutzungskonflikte ergeben, die sich aber meist lösen lassen.

  • Lärm / Partyszene: Der Sihlhölzlipark ist nicht als Partyort bekannt.


„Die Stadtpolizei Zürich hat ein Randständigenkonzept, das besagt, dass sich Randständige in den Parks aufhalten dürfen, dabei ist aber darauf zu achten, dass sie sich nicht zu wohnlich einrichten, zum Beispiel mit Schränken und Kochgelegenheiten oder durch belästigendes Verhalten auffallen etc. In solchen Fällen versuchen wir, das im Gespräch zu regeln und im schlimmsten Fall bieten wir das ERZ auf. Aber es gab hier nie Schwierigkeiten diesbezüglich, die obdachlosen Menschen verstehen das in der Regel, ihnen ist das Zusammenleben genauso wichtig und sie wissen, dass wir nicht einfach alles tolerieren können. Es klappt gut.“

— André Gerzner, Kreischef Stadtpolizei Zürich Zürich Wiedikon (Aussage von 2020)


„Wir haben vor allem mit obdachlosen Menschen zu tun. Es sind nicht immer die gleichen, es sind meistens auch mehrere Leute da. Es gibt Leute die länger da sind, andere die den Platz wechseln. Vor allem im Winter. Die Nutzung durch Obdachlose ist nicht auffallender als in anderen Parks. Was hier etwas auffallend ist: dass die Leute beim Häuschen ihre Sachen dalassen: Matratzen, Schlafutensilien oder auch Sachen, die sie entsorgen wollen.“

— Nathalie Perren, Patrouillenleiterin mit Zusatzfunktion bei sip züri (Aussage von 2020)


„Ich habe das Gefühl mit den sozial Randständigen ist es ein bisschen besser geworden. Da ist, glaub ich, auch ein ständiger Austausch zwischen den verschiedenen Parteien da und das merkt man.“

— Benjamin Frauenknecht, Grün Stadt Zürich, Vorarbeiter Bezirk Wiedikon, Aussersihl (Aussage von 2022)


5.3.1.4 Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten und Amtsstellen

Frage: Arbeiten Sie mit anderen Fachleuten / Fachstellen zusammen in Bezug auf den Park? Hat sich diese Zusammenarbeit verändert?

Zwischen den einzelnen Fachleuten und Amtsstellen gibt es eine gezielt vernetzte Zusammenarbeit. Die einzelnen Bezüge untereinander sind in der folgenden Abbildung 5.1 dargestellt.


Zusammenarbeit zwischen einzelnen Amtsstellen im Sihlhölzlipark während der Zeit der Untersuchung.

Abbildung 5.1: Zusammenarbeit zwischen einzelnen Amtsstellen im Sihlhölzlipark während der Zeit der Untersuchung.

5.3.1.5 Arbeitsaufwand und investierte Ressourcen

Frage: Wie viele Stellenprozente wendet Ihre Abteilung für den Park auf und wie viel sonstige Ressourcen investiert sie in den Park? Hat sich etwas im Arbeitsaufwand verändert oder dahingehend wie viele Ressourcen neu in den Park investiert werden müssen?

Für die meisten Expert:innen ist es schwierig zu sagen, wie viele Stellenprozente bzw. Ressourcen sie für den Sihlhölzlipark einsetzen. Arbeitsmässig fallen derzeit etwa folgende Aufwendungen an:

  • Die Abfalleimer werden täglich geleert und zweimal pro Woche erfolgt eine grössere Reinigung von ca. 2 Stunden.

  • Die sip geht vor allem im Winter regelmässig in den Park, um bei Kälte zu schauen, wie es den Personen geht, die dort übernachten.

  • Von der Polizei wird der Park zwei- bis dreimal pro Woche aufgesucht, dazwischen kommt auch die Bike Police vorbei.

  • Grün Stadt Zürich interveniert punktuell, wenn Bedarf besteht. Der übrige Unterhalt ist ausgelagert, darüber bestehen keine Angaben zum (Zeit-)Aufwand.

  • Die Spielanimation ist im Sommerhalbjahr mit etwa 80 Stellenprozenten verteilt auf zwei Mitarbeitende präsent. Der Arbeitsaufwand hat sich hier mit dem Kiosk natürlich sehr verändert, sprich vergrössert. Nun müssen z.B. auch die Abrechnungen für den Kiosk gemacht und viel Zusätzliches organisiert werden.

  • Von Seiten der Gartendenkmalpflege liegen keine Angaben zum Arbeitsaufwand vor.

Neben dem regelmässigen Arbeitsaufwand erfolgen immer wieder Investitionen z.B. durch Grün Stadt Zürich. So wurden in den letzten Jahren die Wege neu verlegt, um die Plantanenwurzeln besser zu schützen. Auch wurden für den Wasserabfluss auf der Wiese Sickerleitungen erstellt. Nicht zuletzt fallen Kosten für den regelmässigen Ersatz von Abfalleimern an. Die Expert:innen berichten nicht von Mehraufwand oder mehr Ressourcen die in den Park investiert werden müssen, weil der Kiosk eröffnet wurde.

5.3.1.6 Private Nutzung des Parks

Frage: Nutzen Sie den Park auch privat? Nutzen Sie den Park öfter oder weniger oft seit der Kioskeröffnung?

Von den Expert:innen nutzt ausser einer Person niemand den Park privat. Diese Person sagt, sie sei ganz selten über Mittag einmal da. Als Grund für die Nichtnutzung nennen die meisten Expert:innen, dass sie weiter weg oder gar ausserhalb der Stadt wohnen.

5.3.2 Wahrnehmung des Parks

5.3.2.1 Wahrnehmung des Parklebens

Frage: Wie nehmen Sie die Nutzung des Parks, also das “Parkleben” wahr? Gibt es ein Nachtleben? Gibt es Unterschiede zwischen Sommer und Winter? Hat sich die Nutzung in den 2 Jahren verändert und wenn ja wie?

Die Wahrnehmung des Parks durch die einzelnen Fachpersonen ist sehr unterschiedlich. Er wird unter anderem gesehen als:

  • „Verschupfter“ Durchgangspark: Er liegt etwas versteckt und wird vor allem von Spaziergänger:innen besucht, die dort kurz sitzenbleiben und dann weitergehen. Nur im Hochsommer verweilen sie etwas länger.

  • Park für Kinder und Familien: Im Sommer und wenn die Spielanimation vor Ort ist, kommen viele Familien mit Kindern, auch Horte und Kinderkrippen. Manchmal sind es bis zu siebzig Kinder. Darunter sind auch zahlreiche jüdische Kinder, die zum Spielen und Basteln kommen. Da die orthodoxen Mädchen nicht in öffentliche Schwimmbäder dürfen, ist das Wasserbecken für sie von grosser Bedeutung. Im Winter trifft man kaum Familien im Park an. Er ist dann unbelebt.

  • „Wohnort“ von Obdachlosen: Eine Fachperson sagt: “Das Parkleben, das sind hauptsächlich die Obdachlosen, sie beleben den Park tagsüber.“ Sie bleiben auch im Winter. Im Sommer belebt nun der Kiosk den Park während der Öffnungszeiten deutlich.

  • Treffpunkt am Abend und in der Nacht: Zu diesen Zeiten hat es ab und zu Jugendliche, die im Park Alkohol konsumieren oder kiffen. Vor 2022 gab es auch vereinzelt Partys. Ansonsten gibt es aber kaum Jugendliche im Park.

  • Hundetreff: Die Hunde und ihre Besitzer:innen sind auch im Winter da. Im Sommer führt die Präsenz von Hunden zuweilen zu Problemen mit der Wasserhygiene, wenn sie ins Planschbecken gehen.

Übereinstimmend stellen die Fachleute fest, dass der Park vor allem im Sommer belebt ist. Ist das Wetter nicht so schön, leert er sich jedoch am Abend auch im Sommer schnell. Die Obdachlosen und Randständigen gehören ganzjährig zum Park, ebenso wie die Hunde und ihre Besitzer:innen. In der Nacht ist es grösstenteils ruhig: die Cruiser-Szene ist nicht mehr so präsent wie früher. Im Winter trifft man kaum Familien an, der Park ist dann ziemlich verwaist. Seit der Kioskeröffnung haben die Expert:innen insgesamt aber den Eindruck, dass der Park etwas belebter ist. Die Leute entdecken den Park mehr und halten sich insgesamt länger dort auf. Es wird von einem gut funktionierenden Miteinander berichtet und trotz der oben genannten Punkte gibt es wenig bis keine konflikthafte Situationen. Durch die Belebung des Parks entsteht so etwas wie soziale Kontrolle was sich positiv auf die Sauberkeit des Parks auswirkt.


„Was mir aufgefallen ist: der Park ist belebter. Vor allem über Mittag stelle ich fest, dass viele Leute da sind um ein Sandwich zu essen und hier ihre Pause zu verbringen. Am Nachmittag sind auch Kitas da, die das Planschbecken benutzen. Es ist also wirklich schön. Ich denke in der Gesamtwahrnehmung ist der Park jetzt präsenter. (…) In der Regel funktioniert der respektvolle Umgang sehr gut, ohne dass wir viel eingreifen müssen. Das Zusammenleben reguliert sich hier von selber. Das ist cool – der Sihlhölzlipark ist cool!“

— André Gerzner, Kreischef Stadtpolizei Zürich Wiedikon (Aussage von 2022)


„Die Örtlichkeit ist im Sommer belebter als im Winter. Familien aber auch Einzelpersonen nutzen den Park rege. Dabei wird die Stimmung aber eigentlich immer als friedlich wahrgenommen. Wir haben allgemein wenig Störungsmeldungen von Parknutzenden.“

— Simon Stiefelmeyer, Praktikant Soziale Arbeit, sip züri (Aussage von 2022)


“Diesen Sommer war es wirklich relativ ruhig hier. Nicht, weil weniger Leute da sind, aber weil sie der Anlage mehr Sorge tragen”.

— Stephan Ilg, Leiter Abteilung Region West beim ERZ zuständig für Reinigung und Winterdienst im öffentlichen Raum (Aussage von 2022)


5.3.2.2 Konflikte und Konfliktpotenzial

Frage: Gibt es Konflikte? Gibt es Veränderungen im Konfliktpotential?

Die Expert:Innen nehmen zwar Alltagskonflikte, aber keine Konflikte im grossen Stil wahr. Konfliktpunkte gibt es vor allem zwischen Kindern und Hunden, Kindern und Velos und mit Obdachlosen. Gefahren gehen neben den Hunden auch von Glasscherben aus, welche für die barfuss spielenden Kinder ein Problem sein können. Es wurden auch schon Messer im Park gefunden. Im Vergleich zu anderen Parks sind die Probleme aber nicht stärker ausgeprägt, was auch mit der geringeren Nutzung zusammenhängt. Sie führt zu weniger Berührungspunkten. Und wo es weniger Berührungspunkte gibt, gibt es auch weniger Konfliktpotenzial. Insgesamt ist das Konfliktpotenzial aufgrund der stärkeren sozialen Kontrolle eher etwas zurückgegangen.


„Es gibt Alltagskonflikte, aber keine Konflikte in grossem Stil.“

— Benjamin Frauenknecht, Grün Stadt Zürich, Vorarbeiter Bezirk Wiedikon, Aussersihl (Aussage von 2020)


5.3.2.3 Positive Qualitäten des Parks

Frage: Was sind aus Ihrer Sicht positive Qualitäten des Parks und haben sich diese verändert?

Die Fachpersonen sind sich einig, dass es ein sehr schöner und freundlicher Park ist. Er bietet in einem belebten Quartier eine Grünfläche, wo die Leute hingehen können. Zu den positiven Qualitäten zählen z.B. das Wasserbecken und die vielen Bäume, die im Sommer Schatten spenden und die Anlage sehr angenehm machen. Der Park ist etwas versteckt, so dass er relativ wenig genutzt wird – ausser an den Spielnachmittagen, wenn die Kinder aus dem Quartier da sind. Während die einen es begrüssen, dass der Park nicht so stark besucht wird und das Konfliktpotenzial niedrig ist, sehen andere das Potenzial für eine intensivere Nutzung. Durch die Kiosköffnung hat der Park laut den Expert:innen an Qualität gewonnen.


“Es ist einfach so, dass durch den Kiosk ein schöner Mehrwert hinzugekommen ist.”

— Katrin Wanner, Spielanimation Kreise 3, 4 und 5 (Aussage von 2022)


5.3.2.4 Negative Eigenschaften des Parks

Frage: Was sind aus Ihrer Sicht negative Eigenschaften des Parks und haben sich diese verändert?

Zu den drei wichtigsten negativen Eigenschaften zählen die Fachleute die folgenden drei Elemente:

  • Schlechte Erreichbarkeit des Parks: Er ist von Wiedikon her nicht einfach zu erreichen. Vor allem für Kinder ist die Überquerung der drei viel und schnell befahrenen Strassen gefährlich. Vermutlich werden sie je nach Alter nicht alleine in den Park gelassen. Die Strasse trennt das Quartier vom Park bzw. umgekehrt – sie ist im wahrsten Sinne des Wortes einschneidend. Dies hat in den Augen einer Fachperson auch eine psychologische Dimension: es löst ein komisches Gefühl aus, wenn nebenan die Autobahnaus- und einfahrt verläuft und man weiss, dass die Autos mit 50 km/h vorbeifahren. In den letzten Jahren wurde der Bereich umgebaut und z.B. die Warteflächen für den Fussverkehr auf den Mittelinseln vergrössert. Allerdings bleibt der Zugang zum Park für Kinder anspruchsvoll.

  • Geräuschkulisse / Lärm: Zu den hörbarsten negativen Eigenschaften gehört der Lärm des angrenzenden Autobahnanschlusses.

  • Geruch: die Kanalisation verströmt zum Teil einen unangenehmen Geruch. Eine Fachperson nennt es scherzhaft den “Sihlhölzli-Geruch”.

  • Im Jahr 2020 wurde von den Expert:innen auch erwähnt, dass der Sihlhölzlipark im Vergleich zu anderen Parkanlagen im Kreis 3 viel weniger besucht werde und weniger belebt sei. Inzwischen wird eine zunehmende Belebung festgestellt und wie schon 2020 wird die geringe Nutzung zugleich auch als Qualität des Parks gesehen.


“Es ist ein Kleinod zwischen SZU und Autobahn – was gleichzeitig auch der Nachteil ist.”

— Roger Lanz, Grün Stadt Zürich, Leiter Region West (Aussage von 2020)


5.3.2.5 Wahrnehmung von Kiosk und Spielanimation

Frage: Wie nehmen Sie den “Kiosk” wahr? Was hat die Veränderung beim Kiosk bewirkt?

  • Vor der Neueröffnung des Kiosks wurde er entweder als „nicht speziell“, als „tote Zone“ oder einfach als „leerstehendes Gebäude“ wahrgenommen, welches von Randständigen als Unterschlupf genutzt wird.

  • Das Gebäude hat lange als Lager für einen Sanitär gedient; auf der rechten Seite ist das Züri-WC und unten die Wasseraufbereitungsanlage für das Planschbecken drin.

  • Die (Wieder-)Belebung des Kiosks wird allgemein begrüsst. Die Spielanimation hatte schon länger einen Blick darauf geworfen, um ihn wieder nutzen zu können. Auch die Quartierbevölkerung fragte offenbar nach, was mit dem Kiosk sei. Mit der Eröffnung des Kiosks ist nun auch ein Angebot für Erwachsene hinzugekommen. Als schöner Effekt wird die Wechselwirkung in der Beziehung zwischen erwachsenen Personen und Kindern, welche im Kiosk mitarbeiten beschrieben. Auch die jüdische Bevölkerung wird durch das koschere Angebot im Kiosk gut erreicht. Eine Fachperson meint, das sei fast schon ein gelungenes Integrationsprojekt. Von einzelnen Expert:innen wird gefragt, ob die Öffnung an zwei Tagen im Sommer reicht, um den Park stärker zu beleben oder ob er auch am Wochenende betrieben werden müsste.

Die meisten Expert:innen bewegen sich allerdings ausserhalb der Öffnungszeiten vom Kiosk im Park, weshalb sie wenig bis keine Aussagen zum Kiosks in Betrieb machen können. Trotzdem können einige der Fachpersonen eine Zunahme von Besuchenden im Park feststellen und führen dies auf die Wiederbelebung des Kiosks zurück


„Eine Nutzung (des Kiosks von Hermann Herter) ist in jedem Fall zu begrüssen, dafür wurde er gebaut.“

— Judith Rohrer, Leiterin Fachstelle Gartendenkmalpflege Grün Stadt Zürich (Aussage von 2020)


Frage: Wie nehmen Sie die Spielanimation wahr?

  • Die Spielanimation wird entweder nicht speziell wahrgenommen oder dann im positiven Sinn als Belebung der Anlage, wenn dank der attraktiven Angebote Kinder und Familien in den Park kommen. Es wird sehr geschätzt, dass mit Spielanimation und nun mit dem Kiosk eine Ansprechstelle mehr im Park ist. Der gute Kontakt untereinander wird ebenfalls geschätzt und dass eine Kontaktaufnahme unproblematisch und schnell funktioniert.


„Der Kiosk ist ja jetzt ein Angebot für alle Altersschichten, das heisst, wir haben auch mehr Kontakt mit Leuten aus dem Quartier, die hier einen Kaffee trinken und ins Gespräch kommen. (…) Der Kontakt mit der jüdischen Bevölkerung hat sich vielleicht noch etwas intensiviert. (…) Insgesamt findet einfach auch mehr Austausch zwischen ihnen und der Quartierbevölkerung statt. Wenn ein Parkbesucher bei einem jüdisch-orthodoxen Kind einen Kaffee bestellt, dann ist das wahrscheinlich einer der wenigen Kontakte den beide Gruppen miteinander haben und fördert so vielleicht auch ein bisschen das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen, was ich sehr schön und wichtig finde. (…) Der Kiosk schafft Raum für Begegnung.“

— Kathrin Wanner, Fachmitarbeiterin Spielanimation Kreise 3, 4 und 5 (Aussage von 2022)


5.3.2.6 Veränderung des Parks über die Zeit

Frage: Hat der Park oder die Parknutzung sich verändert, seit Sie mit dem Park zu tun haben?

Bei der Beurteilung der Entwicklung des Parks seit der Kioskeröffnung sind sich die Expert:innen grundsätzlich einig: wenn der Kiosk eine Auswirkung gehabt hat, dann eine positive. Er hat zu einer Verbesserung und sanften Aufwertung des Parks geführt. Zudem werde der Park wieder mehr entdeckt und diverser genutzt wird.

Bei der Einschätzung der Entwicklung in den Jahren zuvor war man sich noch weniger einig.

  • Einige der Expert:innen sagten, dass sich aus ihrer Sicht in den letzten Jahren mit Ausnahme von kleineren Verbesserungen sich grundsätzlich wenig im Park verändert hatte.

  • Eine Fachperson hatte den Eindruck, dass früher mehr Kinder im Park gespielt hätten. Deren Zahl sei schleichend zurückgegangen, ausser während den Spielanimationen. Grundsätzlich habe sich die Klientel in den letzten 20 Jahren verändert: es habe immer weniger Familien, dafür mehr Obdachlose und Konsumierende gegeben. Es wurde gar eine Art „Verslummung“ des Parks festgestellt.

  • Im Gegensatz dazu sah eine weitere Fachperson eine Verbesserung über die Jahre – siehe das Zitat der Fachmitarbeiterin Spielanimation Kreise 3, 4 und 5 unten.

Die Kioskeröffnung hat also nach Einschätzung aller Fachpersonen zu einer grundlegend positiven Entwicklung in den letzten zwei Jahren beigetragen.


“Die ersten Jahre waren ziemlich schwierig: der Park wurde von der Quartierbevölkerung gar nicht besucht, weil er als “Hundepark” bekannt war. Es waren viele Randständige hier, die mit ihren Hunden kamen und diese hier ohne Leine im Park frei liessen. In der Nacht gab es Männerprostitution und Drogenkonsum. Wir mussten jedes Mal putzen und Spritzen entsorgen. Der Park wurde nicht so oft geputzt wie heute, die Abfallkübel und die Bänke waren alt. Das hat ungefähr zwei Jahre gedauert, danach gab es eine Aufwertung des Parks (neue Abfallkübel, neue Bänke und der Park wurde öfter gereinigt) und langsam, langsam kamen die Leute. Dann kamen auch immer mehr Kinder. Seit einiger Zeit kommen vermehrt Eltern mit Kleinkindern auch Babys aus anderen Quartieren in den Park, das gab es vor vier Jahren noch nicht.“

— Maria Sianni, Fachmitarbeiterin Spielanimation Kreise 3, 4 und 5 (Aussage von 2020)


5.3.2.7 Das Potenzial des Parks

Frage: Wo sehen Sie das Potential des Parks? Hat sich dieses verändert und falls ja, inwiefern?

Grundsätzlich wird bei dieser Frage nochmals bestätigt, dass es sich beim Park bereits jetzt um eine sehr schöne, ruhige Anlage handelt mit dem Planschbecken, den Sitzgelegenheiten und Bäumen. All dies gibt es nicht in jedem Park. Dazu, wie dieses Potenzial weiterentwickelt werden könne, machen sich die Expert:innen sehr grundsätzliche Gedanken und ihre Überlegungen und Abwägungen weisen auf eine starke Verbundenheit mit dem Park hin.

Von den Fachleuten werden folgende Fragen aufgeworfen und mögliche Entwicklungslinien skizziert:

  • Wer soll als Zielpublikum angesprochen werden? Ist es die Bevölkerung auf Seite Wiedikon (dann ist der Zugang ein Thema, siehe unten) oder will man die Leute auf der anderen Seite der Sihl ansprechen? Welche Personengruppen möchte man im Park? Grundsätzlich wäre der Park auch für ältere Menschen sehr attraktiv mit all den Bänken zum Verweilen. Möchte man sie vermehrt als Zielpublikum ansprechen? Oder Jugendliche, die eher selten im Park anzutreffen sind? Oder möchte man der jüdischen Bevölkerung im Quartier, die bereits heute häufig in den Park kommt, etwas mehr bieten? Soll das Hauptzielpublikum weiterhin vornehmlich Kinder und Familien sein, was in den Äusserungen der Fachleute implizit häufig durchscheint? Es wird zum Teil auch vorgeschlagen, die Anlage zusammen mit der Sport-Fläche wieder mehr als Ensemble mit vielfältiger Ausrichtung zu sehen, so dass hier Sport, Spiel und Erholung miteinander kombiniert werden könnten.

  • Möglicher Ort für laute Veranstaltungen? Aus der Lage des Parks und der Tatsache, dass er (noch) weniger belebt ist als andere Anlagen in der Stadt, ergibt sich auch ein Gedankenexperiment dazu, wie man aus beiden Faktoren Profit ziehen könnte. Der Park könnte ein Ort werden, an dem man auch mal laut sein könnte. Denn da gibt es den Lärm der Autobahn, den rauschenden Fluss und die Siedlungen, die in einem gewissen Abstand stehen. In der Stadt gibt es immer wieder Veranstaltungen, die zu Lärm führen; hier wäre möglicherweise ein Ort, wo dies nicht stören würde.

  • Weiterentwicklung als Spielplatz? Verschiedene der befragten Fachleute sinnieren darüber nach, ob man allenfalls den Park noch etwas mehr zu einem Spielplatz ausbauen sollte, z.B. mit einem Sandhaufen, einem Pop-up-Bad oder einem eigentlichen Kinderspielplatz.

  • Ausdehnung der Nutzung des Kiosks? Es wird erwähnt, dass man allenfalls den Kiosk weiter fördern könnte, z.B. mit längeren Öffnungszeiten und mit dem Aufstellen von Tischen (in Ergänzung zu den bereits vorhandenen Sitzbänken). Allerdings wird auch gleich zu bedenken gegeben, dass eine Attraktivierung des Parks auch Folgen habe. Wenn der Kiosk immer offen wäre, dann wäre es natürlich etwas ganz Anderes, auch mit anderen Nutzer:innengruppen.

  • Vor- und Nachteile der Bäume und deren Schatten? 2020 wurde noch über die Funktion und Rolle der Bäume nachgedacht, da sie zum einen zur Hitzeminderung beitragen und im Sommer der Park deshalb schattig und kühl ist. Auf der anderen Seite sind es diese Bäume, die im Frühling und Herbst fast zu viel Schatten spenden und zu viel Feuchtigkeit und Nässe auf der Wiese und den Bänken führen, was ein Problem für die Entwicklung darstelle. Nach dem heissen Sommer 2022 überwiegt nun der Faktor der Hitzeminderung.

  • Wie den Zugang zum Park verbessern? In der Ersterhebung 2020 wurde die Zugänglichkeit des Parks als Problem, ja als Knacknuss beschrieben. Trotz der vorgenommenen Verbesserungen bei den Strassenquerungen, bleibt der Übergang eine Herausforderung für die Kinder. Allerdings ist dies nun in den Gesprächen mit den Fachleuten kein vordringliches Thema mehr gewesen.


„Der Park ist eine grüne Oase inmitten vielbefahrener Strassen. Es ist eine wunderschöne Anlage und das Planschbecken ist toll. Aus meiner Sicht könnte er stärker genutzt sein. Es wäre schön, wenn mehr Kinder und Familien kämen. Es gäbe viel Potential mit der Anbindung an den Sportplatz, dem Kiosk, der aber leider nur als Unterschlupf für Randständige genutzt wird.“

— Mark Günther, Gruppenleiter Region West und stellvertretender Abteilungsleiter ERZ (Aussage von 2020)


Ganz grundsätzlich stellt sich den Expert:innen die Frage, ob die derzeitige “Unternutzung“ ein Vor- oder ein Nachteil ist. In der Stadt gibt es viele Parkanlagen, die „übernutzt“ sind. Deshalb kann man es auch positiv sehen, dass es eine Anlage gibt, bei der dies nicht der Fall ist. So ergäben sich auch Ausweichmöglichkeiten für die Bevölkerung. Anderseits wäre es schade, wenn gerade in einer stark überbauten Stadt, in der es nicht mehr so viele grüne Flächen gibt, die vorhandenen Plätze nicht auch intensiver genutzt würden.

Verschiedene Fachpersonen weisen auf eine zentrale Herausforderung in Sachen Nutzungsveränderung hin: Grundsätzlich ist es immer schwierig, eine Balance der Nutzungsintensitäten zu finden. Mit zusätzlichen Nutzungen können auch Probleme entstehen.

Welche Nutzung ist wann, wie und wo vorzusehen? Diese Abwägung muss sehr sorgfältig vorgenommen werden. Man muss sich gut überlegen, welche Konsequenzen die jeweilige Ausrichtung hat. Diese Abwägung muss von der Stadt und den Ämtern in Koordination untereinander erfolgen, denn die Ausrichtung hat Auswirkungen auf alle Beteiligten. So ist z.B. Grün Stadt Zürich verantwortlich für die Anlage, aber das Amt kann niemanden büssen oder wegweisen. Die Art und Intensität der Nutzung hat auch Auswirkungen auf die Reinigung und den Unterhalt.


5.4 Fazit

Grundsätzlich stellen die Expert:innen fest, dass es im Park seit der ersten Erhebung 2020 praktisch keine Veränderungen gegeben habe und wenn, dann eher solche in die positive Richtung. Auch bezüglich Art und Umfang der Arbeit hat sich mit Ausnahme der Kioskbetreiberin (Soziokultur Kinder) wenig verändert. Durch die Neunutzung des Kiosks muss der Platz, der vorher grösstenteils von Randständigen genutzt wurde, nun neu verteilt werden. Das ist zuweilen auch im Alltag jeweils neu auszuhandeln. Gemäss den Fachleuten geht das in der Regel jedoch meist problemlos. Zum Teil helfen die Randständigen gar beim Aufstellen und zu einzelnen Personen haben sich bessere Kontakte ergeben.

Den Äusserungen in den Interviews ist das grosse Engagement jeder einzelnen Fachperson für den Park zu entnehmen. Es ist spürbar, wie viel Herzblut sie trotz zum Teil schwieriger Bedingungen bei der alltäglichen Arbeit für den Park zeigen. Je näher die Fachleute im Alltag am Parkleben dran und auch mit den unangenehmen Seiten konfrontiert sind, desto kritischer scheinen sie den Park tendenziell wahrzunehmen. Dieser Eindruck rührt aber vermutlich vor allem daher, dass sie neben den schönen Seiten, die sie betonen, auch die negativen Aspekte, die mit dem Park und ihrer Arbeit verbunden sind, klar vor Augen haben.

Der Park wird von allen Fachleuten als sehr schön und ruhig, ja als Kleinod zwischen Autobahn und Eisenbahn bzw. der Sihl wahrgenommen. Seine Qualitäten werden als hoch eingestuft. Seit der Kioskeröffnung wird der Park als etwas belebter wahrgenommen und auch scheinen die Besuchenden länger zu verweilen. Gemäss der Befragung der Besucher:innen kommen sie zwar häufiger in den Park, bleiben aber nicht mehr so lange wie noch 2020 (siehe Kapitel 4.3.3.2 und 4.3.3.3).

Die Probleme bei der Nutzung bzw. mit verschiedenen Nutzergruppen unterscheiden sich nach Ansicht der Expert:innen nicht gross von denen anderen Parks und haben sich seit der Inbetriebnahme des Kiosks auch nicht wesentlich verändert. Sie sind weder grösser noch kleiner, weder positiver noch negativer als andernorts. Es geht vornehmlich um den Umgang und die Moderation des Zusammenlebens zwischen den verschiedenen Nutzendengruppen. Unter anderem um das Verhältnis zwischen Randständigen (Obdachlosen, Drogenabhängigen) und Kindern. Es geht aber auch um Hunde im Park, die für die Kinder angsteinflössend sein können und bei denen sich Hygienefragen stellen. Die Expert:innen sind zu den genannten Themen regelmässig im Austausch und bemühen sich nach wie vor um eine gelingende Koexistenz aller Nutzendengruppen. Mit dem Kiosk ist hier nun eine Ansprechstelle mehr hinzugekommen, was von allen Fachleuten geschätzt wird.

Ausser für die Kioskbetreiberin (Soziokultur Kinder) hat sich der Aufwand für die verschiedenen Amtsstellen in den letzten Jahren nicht verändert. Je nach Nutzung werden die Zeiten z. B. für den Unterhalt etwas angepasst.

Generell steht bei den Fachleuten die Sauberkeit des Parks stark im Fokus. Dafür wird auch ein beträchtlicher Aufwand betrieben, was für das ausführende Reinigungspersonal zum Teil sehr unangenehmen Seiten hat: In Bezug auf Abfall, Fäkalien, Spritzen, Glasscherben etc. Allerdings scheint es gerade beim Thema Abfall seit der Kioskeröffnung eine leichte Verbesserung zu geben. Vermutlich aus den oben genannten Gründen nehmen die Fachleute den Park kritischer bzw. negativer wahr als die meisten NutzerInnen, die zu 93 % mit dem Park insgesamt zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind. Bei der Sicherheit sind es 84 % und bei der Sauberkeit 87 %. Beide Werte sind seit 2020 gestiegen. Insbesondere die Zufriedenheit mit der Sauberkeit hat stark zugenommen: von 76% auf 87%.

Jedenfalls wird der grosse Aufwand für das Bereitstellen eines attraktiven Parks und das Bemühen um die Koexistenz der verschiedenen Nutzungen von den Besucher:innen sehr positiv wahrgenommen und in diesem Sinn auch geschätzt.

Nachdem in der Befragung 2020 die Fachleute die Entwicklung des Parks über die Zeit noch kontrovers beurteilt haben, sind sie sich nun einig, dass die Eröffnung des Kiosks zu gewissen, wenn auch kleinen Verbesserungen geführt und die Situation sich etwas beruhigt hat. Insbesondere das Abfallproblem und der Vandalismus habe sich etwas entschärft. Möglicherweise hat der Kiosk hier zu mehr „Sozialkompetenz“, „sozialer Kontrolle“ beigetragen, wie es ein Experte ausgedrückt hat. In etwa ähnlich beurteilen die Parkbesucher:innen die Entwicklung. Knapp die Hälfte (46%) von ihnen sagt, der Park habe sich positiv verändert, etwas mehr als ein Drittel (38%) sagen, er habe sich nicht verändert und 16% sehen sowohl positive wie negative Veränderungen. Nur negative Veränderungen hat niemand festgestellt.