Resultate Befragung
Übersicht
- Für die Befragung wurden Personen in den drei Untersuchungsgebieten (Jurapark AG, Wohlen AG, Bulle FR) direkt vor Ort angesprochen.
- Die Befragung konnte auch online ausgefüllt werden, wir verteilten dazu Flyer und platzierten Hinweise in Printmedien (Methoden siehe Kapitel Befragung).
- Wo interessant, wurden die Resultate nach den drei Untersuchungsgebieten aufgeschlüsselt.
Charakteristik der Stichprobe
Von den 594 befragten Personen füllten 86.4 % (513) den Fragebogen vollständig aus. Von den 496 Teilnehmenden, welche ihr Geschlecht angaben, waren 48.8 % weiblich (Tabelle 13.2). Die Altersverteilung war relativ ausgeglichen, wobei die meisten Rückmeldungen von 35 – 44-jährigen Personen stammten (21.1 %), gefolgt von 55 – 64-jährigen Personen (18.5 %). Der Fragebogen wurde mit 67.3 % häufiger auf Deutsch als auf Französisch ausgefüllt, was auch daher resultiert, dass zwei der drei Untersuchungsgebiete in der Deutschschweiz lagen.
Stichprobe [%] | Anzahl | |
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Männlich | 51.2 | 254 |
Weiblich | 48.8 | 242 |
|
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Jünger als 15 | 1 | 5 |
15 – 24 | 8.9 | 45 |
25 – 34 | 16.5 | 83 |
35 – 44 | 21.1 | 106 |
45 – 54 | 17.7 | 89 |
55 – 64 | 18.5 | 93 |
65 – 74 | 12.7 | 64 |
75 und älter | 3.8 | 18 |
|
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Deutsch | 67.3 | 400 |
Französisch | 32.7 | 194 |
Die meisten Teilnehmenden hatten ihren Wohnsitz in der Nähe der drei Untersuchungsgebiete (Abbildung 13.1). Da es sich bei den untersuchten Gebieten um Naherholungswälder handelt, war dies zu erwarten. Dennoch gab es vereinzelte Personen, die auch weiter entfernt von den Wäldern wohnten und diese trotzdem besuchten. Insbesondere bei Bulle und bei Wohlen AG wohnte aber die Mehrheit der Befragten in unmittelbarer Nähe zum Wald.
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Verteilung der Rückmeldungen auf die Untersuchungsgebiete: Von den gesamthaft 594 Teilnehmenden gaben 29 % an, das Naherholungsgebiet Bulle im Kanton Freiburg zu nutzen (Abbildung 13.2). Damit wurden dort am meisten Rückmeldungen erreicht. Zu allen drei Untersuchungsgebieten wurden aber jeweils mehr als 100 Rückmeldungen erreicht, was einer guten Stichprobe für diese Art von Untersuchung entspricht (Wohlen: 25 %, Jurapark: 23 %). Da die Befragung auch online verfügbar war, gab es zudem Rückmeldungen zur Nutzung von anderen Waldgebieten (16 %, wobei wir hier nicht weiter erfassten, um welchen Wald es sich handelte). Keine Angaben zum genutzten Waldgebiet machten 7 %.
Waldbesuche während der Dämmerung und Nacht
Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmenden (52 %) gab an, den von Ihnen genannten Naherholungswald auch während der Dämmerung und / oder der Nacht zu nutzen (Abbildung 13.3). Dagegen nutzen 48 % der Befragten den Wald nur bei Tag. Zwischen den drei Untersuchungsgebieten gab es keine deutlichen Unterschiede.
Häufigkeit der Nutzung: Teilnehmende, welche auch in der Dämmerung und / oder der Nacht in den Wald gingen, nutzten diesen unabhängig von der Jahreszeit am häufigsten 1 – 2 mal pro Woche (ca. 31 % )(Abbildung 13.4). Im Winter war je nach Untersuchungsgebiet die Kategorie Nie leicht häufiger (27 %) als 1 – 2 mal pro Woche (26 %). Dennoch wurde der Wald auch im Winter häufig in der Dämmerung und in der Nacht genutzt. Die Kategorie Fast täglich wurde am häufigsten im Sommer gewählt (23.8 %). Je nach Charakteristik der Untersuchungsgebiete (Gebietsgrösse, Nähe zur Stadt) ergaben sich leicht abweichende Resultate.
Zur durchschnittlichen Dauer eines Waldaufenthaltes während der Dämmerung und der Nacht gaben insgesamt 53 % zwischen einer halben Stunde und einer Stunde an. Bei fast einem Drittel (28 %) dauerten die Waldbesuche während der Dämmerung und der Nacht in der Regel länger als 60 Minuten, bei einem Fünftel (19 %) kürzer als 30 Minuten. Wiederum waren die Rückmeldungen je nach Gebiet leicht unterschiedlich (Abbildung 13.5). Im weitläufigen Jurapark, AG gaben 44 % an länger als 60 Minuten unterwegs zu sein, im kleineren Gebiet Wohlen, AG nur 23 %.
Bei der Nutzung von Ortungsdiensten konnten zwischen dem Tag sowie der Dämmerung und Nacht als auch zwischen den Untersuchungsgbieten nahezu keine Unterschiede festgestellt werden. Nur knapp ein Viertel der Teilnehmenden gab an, Ortungsdienste überhaupt zu verwenden (Abbildung 13.6).
Aktivitäten und Motivation
Spazieren und Wandern waren für Waldbesuche während der Dämmerung und der Nacht die häufigste Aktivität (79 %), wobei 2 % angaben, dies (ausschliesslich) in der Nacht auszuführen. Grillieren fiel am häufigsten in die Kategorie Dämmerung & Nacht sowie Nacht (zusammen 16 %). Für Anderes wurden die folgenden Aktivitäten jeweils einmal genannt: Angeln, Baden in der Aare, Fussball, Geocashing, Gesellschaftsspiele, Mithilfe bei Naturtage von Bulle, Mit Katzen spazieren, Reiten, Sterne beobachten. Es gab nur kleine Unterschiede zwischen den Untersuchungsgebieten (Abbildung 13.7).
Die Beweggründe während der Dämmerung und der Nacht einen Waldbesuch zu machen, fielen eher zugunsten der Aktivität an sich aus und weniger aufgrund der Tageszeit (Abbildung 13.8). So wurden die Motivationen Gute Luft geniessen, Natur erleben, Raus aus dem Alltag und Gesundheit am häufigsten als Sehr wichtig und Eher wichtig genannt (76 bis 84 %). Die Beweggründe unterschieden sich nur wenig zwischen den Untersuchungsgebieten.
Die grösste Erholung bei einem Waldbesuch versprachen sich die Teilnehmenden bei dessen Nutzung während der Dämmerung sowie am Tag (Abbildung 13.9). Hier lagen die Anteile von Sehr erholt und Eher erholt zwischen 75 und 80 %. Der Erholungswert während der Nacht wurde etwas geringer eingeschätzt, dieser lag aber trotzdem bei 56 %. Im Allgemeinen wurden die beiden Kategorien Gar nicht erholt und Eher nicht erholt nur selten genannt, der Waldbesuch behält also auch während der Dämmerung und der Nacht seine Erholungsfunktion.
Bei der Wahl der Wege im Wald war eine leichte Tendenz in Abhängigkeit der Tageszeit erkennbar (Abbildung 13.10). Trampelpfade wurden eher am Tag genutzt (33 %), Waldstrassen eher während der Dämmerung und Nacht (36 %). Trotz dieser leichten Tendenz werden sowohl Trampelpfade als auch Biketrails während der Dämmerung und der Nacht genutzt. Zudem scheinen die meisten Teilnehmenden hinsichtlich der Wegart weder speziell den Tag noch die Dämmerung / Nacht zu bevorzugen (insbesondere bei Bike-Trails und Trampelpfaden) und eine Anpassung der Wegart während der Dunkelheit ist nicht erkennbar. Die Unterschiede zwischen den Untersuchungsgebieten sind wiederum klein.
Teilnehmende, welche angaben, während der Dämmerung und der Nacht nicht in den Wald zu gehen, wurden nach deren Gründen gefragt (Abbildung 13.11). Wiederum lag dabei die Aktivität selbst im Zentrum: Werden die Kategorien Trifft eher zu und Trifft voll zu zusammengenommen, gaben 83 % an, die Freizeitaktivität im Wald lieber am Tag auszuführen. Ebenfalls eine hohe Zustimmung bekam der Grund während der Dämmerung und Nacht Anderes zu tun zu haben (60 %). Unsicherheits- oder Angstgefühle schienen für die Meidung des Waldes während der Dämmerung und der Nacht ebenfalls eine Rolle zu spielen, etwas mehr als 30 % nannten diese Gründe als zutreffend.
Beziehung zum Wald
Die Teilnehmenden schienen der Natur im Wald positiv gesinnt zu sein (95 %) und gaben mit grosser Mehrheit an, diese mit ihren Waldbesuchen nicht absichtlich stören zu wollen (97 %, Abbildung 13.12). Auch scheint mehrheitlich das Verständnis vorhanden zu sein, dass die Wahl der Lichtquelle und Wege einen Einfluss auf Wildtiere haben (83 %) und dass nächtliche Waldbesuche für Wildtiere störend sein können (74 %). Zusammen mit den hohen Zustimmungen der beiden obigen Aussagen ergibt sich ein Bild von naturbewussten Teilnehmenden, die den Wald und seine Bewohner und Bewohnerinnen nicht absichtlich stören möchten und auch wüssten, wie eine Störung vermindert werden könnte.
Erlebte Störungen
Von den 594 Teilnehmenden gaben nur 9 % an, im letzten Jahr eine Störung während den Waldbesuchen in der Dämmerung und der Nacht erlebt zu haben (Abbildung 13.13). Nicht gestört fühlten sich 32 % und 58 % gaben hierzu keine Antwort.
Die 9 % erlebten Störungen entsprechen 56 Antworten, welche sich auf die drei untersuchten Waldgebiete sowie andere Wälder beziehen (Abbildung 13.14). Die meisten Störungen wurden im Naherholungsgebiet Jurapark, AG gemeldet und betreffen dort insbesondere Konflikte mit Radfahrenden (inkl. Mountainbike, E-Bike), Abfällen sowie Lärm und Partys mit Musik (feiernde Leute). Auch in den anderen Gebieten bestand diese Tendenz. Unter die Kategorie Anderes fielen je einmal Grelle Scheinwerfer, Pilzsammelnde, Rollerfahrende, Hundeschlitten, Zurechtweisungen, Respektlosigkeiten gegenüber der Natur, Bau von Hindernissen für Radfahrende sowie die Konkurrenz zwischen Fussgängern und Radfahrenden.
Schlussfolgerung
Die Befragung unter den Waldbesuchenden zeigte, dass etwa die Hälfte aller Teilnehmenden Naherholungswälder auch bei Dämmerung und Nacht besuchen. Dabei waren Spazieren und Wandern wichtige Aktivitäten. Explizite Gründe, welche für einen Waldbesuch während der Dämmerung und der Nacht sprechen, konnten wir keine ausmachen. Bei den Personen, welche während der dunklen Tageszeit in den Wald gingen, waren die Freizeitaktivitäten selbst wichtiger als die Tageszeit. Allerdings fühlen sich die Teilnehmenden nach einem Waldbesuch während der Dämmerung etwas erholter als bei einem Besuch während des Tages oder bei Nacht. Unsere Befragung zeichnet ein Bild von naturbewussten Personen, welche im Wald Erholung suchen und sich der Störung bewusst sind, welche sie für die Wildtiere im Wald bedeuten können (knapp 3/4 aller Teilnehmenden gaben an, dass sie wissen, dass nächtliche Waldbesuche Wildtiere stören können).
Direkte Vergleiche zu WaMos werden im Kapitel Diskussion der Befragung gemacht.
Die Befragung lieferte zum Teil widersprüchliche Resultate zu den automatischen Zählungen: die Teilnehmenden gaben z. B. an, dass sie selbst häufiger nachts im Wald unterwegs waren, als wir dies mit den Zählungen dokumentieren konnten. Mögliche Erklärungen dazu und eine ausführlichere Zusammenfassung der Befragung ist im Kapitel Diskussion der Befragung gezeigt.