Wohlen AG
- Die folgenden Fragen wurden den beiden Experten aus dem Untersuchungsgebiet Wohlen AG gestellt.
- Dabei handelte es sich um offene Fragen, Skalenbewertungen sowie um Meinungsabfragen zu bestehenden Analysen (siehe Übersicht).
- Die Fragen und die entsprechenden Antworten der Experten werden hier detailliert aufgeführt. Dabei werden zuerst die Fragen genannt, wie sie den Experten gezeigt wurden. Danach wird ihre Antwort wiedergegeben.
Nutzungseinschätzung
Frage: Wie viele Personen nutzen das Gebiet täglich in der Dämmerung oder in der Nacht?
Die Experten konnten auf einer Skala (1-5) zwischen «Keine» und «Mehr als 50» antworten.
Antwort: An Wochenendtagen antworteten die Experten mit «21 - 50» und «6 - 20». Es gibt also eine deutliche Nutzung des Gebiets an Wochenenden. An Werktagen antworteten beide Experten mit «6 - 20», was darauf hindeutet, dass das Gebiet auch unter der Woche regelmässig, aber weniger häufig als am Wochenende besucht wird.
Frage: Welche Aktivitäten werden während der Dämmerung und der Nacht in diesem Gebiet ausgeführt (Biken, Spazieren, Joggen, usw.)?
Antwort: Auf der Skala von 1 - 5 antworteten die Experten folgendermassen:
Aktivität | Häufigkeit: sehr selten (1) – sehr oft (5). (Experte 1 ; Experte 2) |
---|---|
Spazieren / Wandern | 3;3 |
Joggen / Trailrunning | 3;3 |
Grillieren | 3;1 |
Mountainbiken | 4,3 |
Hund ausführen | 5;4 |
Reiten | 4 |
Fischen (Mösliweiher & Reuss) | 1 |
Drohnenflieger | 1 |
Auto | 2 |
Geo-Caching | 2 |
Die fetten Aktivitäten wurden von den Experten selbst erwähnt. Obwohl Unterschiede in ihren Aussagen bestehen, herrscht Einigkeit darüber, dass Spazieren/Wandern, Joggen/Trailrunning, Mountabiken und Hund ausführen während der Dämmerung und in der Nacht in ihrem Bereich am häufigsten auftreten. Lediglich beim Grillieren unterscheiden sich die Meinungen: Ein Experte schätzt es als relativ häufig ein, während ein anderer es für weniger verbreitet hält. Zudem wurden Reiten, Fischen, Drohnenfliegen, Autofahren und Geo-Caching von einem der beiden Experten erwähnt. Von diesen zusätzlichen Aktivitäten wurde nur das Reiten während der Dämmerung und in der Nacht als häufig eingeschätzt.
Frage: Wo liegen die wichtigsten Hotspots dieser Aktivitäten bei Dämmerung und Nacht? Bitte einzeichnen.
Antwort: Gemeinsam mit den Experten haben wir die verschiedenen Hotspots (Spaziergänger, Hunde, Mountainbikende, usw.) im Untersuchungsgebiet eingezeichnet (Abbildung 16.1).
Resultate aus den automatischen Zählungen
Bei diesen Fragen, wurden den Experten Resultate aus den automatischen Besucherzählungen an den Wegabschnitten gezeigt. Wir fragten sie daraufhin, ob sie diese Resultate plausibel finden oder doch überrascht sind.
Frage: In dieser Karte (Abbildung 16.2) sehen Sie die durchschnittliche Anzahl Personen, welche wir im Jahr 2023 an den untersuchten Standorten erfassten, aufgeteilt auf die vier Tageszeiten «Morgendämmerung», «Tag», «Abenddämmerung» und «Nacht».
Antwort: Die beiden Experten fanden diese Ergebnissen plausibel. Allerdings war einer der Experten überrascht, dass das Schweielholz mehr Aktivität als der Vitaparcours verzeichnete. Er vermutete, dass dies daran liegt, dass das Schweielholz gut mit dem Auto erreichbar ist, was es einfach macht, dort mit dem Hund spazieren zu gehen.
Frage: Hier (Abbildung 16.3) sehen Sie für den Standort mit den meisten erfassten Passagen (Schweielholz), wie sich diese auf Personen zu Fuss und Fahrradfahrende sowie auf die Kalenderwochen verteilen. Ist das plausibel?
Antwort: Die beiden Experten bewerten die Ergebnisse als plausibel. Jedoch bot nur einer der Experten eine Erklärung für die leicht verstärkte Nutzung während der Dämmerung und Nacht in den dunkleren Jahreszeiten an (v.a. bei den Fussgängern an Werktagen). Er vermutet, dass dies mit den festen Besuchszeiten der «Stammkunden» zusammenhängt. Obwohl sich die Dämmerungszeit über das Jahr hinweg verändert, besuchen diese «Stammkunden» das Gebiet stets zur gleichen Zeit, um beispielsweise mit ihrem Hund spazieren zu gehen oder mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Er nimmt an, dass dieses Muster an Werktagen ausgeprägter ist als am Wochenende, da unter der Woche hauptsächlich «Stammkunden» aktiv sind, während am Wochenende auch «Nicht-Stammkunden» das Gebiet aufsuchen.
Erkenntnisse aus der Befragung der Waldbesuchenden
Bei diesen Fragen, wurden den Experten Resultate aus der Befragung gezeigt. Wir fragten sie daraufhin ob sie diese Resultate plausibel finden oder doch überrascht sind.
Frage: Letzten Sommer haben wir mehr als 500 Personen zu ihren Freizeitaktivitäten während der Dämmerung und der Nacht befragt. Mehr als die Hälfte aller Befragten gehen regelmässig auch während der Dämmerung und der Nacht in den Wald. Dabei werden folgende Aktivitäten ausgeführt (Abbildung 16.4):
Antwort: Auch bei diesen Ergebnissen zeigten sich beide Experten nicht überrascht, bis auf einen Punkt: Sie waren erstaunt, dass Grillieren häufiger als Mountainbiken genannt wurde. Beide hätten vermutet, dass Mountainbiken während der Dämmerung viel häufiger praktiziert wird, unter anderem auch, weil das Grillieren stark saison- und wetterabhängig ist. Diese Diskrepanz wirft erneut ein Licht darauf, wie wichtig es ist, Selbstaussagen mit tatsächlichen Zählungen zu vergleichen.
Frage: Die meisten Befragten erlebten während der Dämmerung und der Nacht keine Störungen (nur 9%) von anderen Besuchenden. Es gab aber einige negative Erlebnisse. Folgendes wurde genannt (Abbildung 16.5). Ist das plausibel?
Antwort: In Bezug auf die Störungen, die Besuchende in der Nacht und Dämmerung empfanden, hatten die beiden Experten unterschiedliche Meinungen und Begründungen. Einer der Experten vermutete, dass herumliegender Abfall möglicherweise mehr Leute stört als andere Faktoren, da er oft erst tagsüber entsorgt wird und somit länger liegen bleibt. Dies betrifft vor allem Abfälle, die aus dem Auto geworfen werden. Hinzu kommt, dass einige Waldbesuchende Hundebeutel liegen lassen, mit der Absicht, diese auf dem Rückweg aufzusammeln - was jedoch oft vergessen wird. Zudem ist das Radfahren, seiner Meinung nach, eine erhebliche Störung für die Waldbesucher, insbesondere wegen der starken Lichtkegel der neuen, starken LEDs. Der andere Experte hingegen meinte, dass Partys mit Musik wahrscheinlich keine so grosse Störung darstellen, da es in seinem Bereich nicht viele Grillplätze gibt. Bezüglich der Hunde vermutet er, dass das Problem darin liegt, dass die Leute sich eher trauen, ihre Hunde während der Dämmerung und Nacht von der Leine zu lassen, als tagsüber.
Die Auswirkungen der erfassten Nutzung
Die beiden Experten wurden ebenfalls bezüglich der Auswirkungen auf den Wald und seine natürlichen Bewohner befragt.
Fragen:
Wie schätzen Sie die Auswirkung der erfassten Nutzung bei Dämmerung und bei Nacht auf die Wildtiere im Gebiet ein?
Welche Nutzungsarten (Mountainbiking, Jogging, Nutzung abseits von Wegen, freilaufende Hund, usw.) sind dabei besonders störend?
Und welche Wildtiere / Gruppen leiden besonders unter dieser Nutzung?
Antwort: Der eine Experte betonte, dass jede Form der Störung, sei es durch Mountainbiking, Jogging, oder Nutzung abseits von Wegen, die Tiere beeinträchtigt. Besonders problematisch seien Überraschungen, wie das Durchbrechen von Gebüsch oder das Auftauchen von Joggern und Mountainbikern, welche die Tiere aufschrecken liessen Hinzu komme die Wirkung von Scheinwerfern, die dazu verwendet werden, die Wiesen systematisch abzuleuchten, um Tiere zu beobachten, sie aber dadurch zur Flucht zwingen. Der andere Experte fügte hinzu, dass insbesondere Mountainbiking während der Nacht mit Licht als hochgradig störend wahrgenommen werde, da die schnelle Bewegung und das plötzliche Erscheinen der Lichtkegel die Tiere irritierten.
Einer der Experten erwähnte, dass viele Tierarten wie Wildschweine, Hirsche und Füchse durch Störungen beeinträchtigt würden, da sie dadurch in ihrer Aktivität, besonders bei der Nahrungssuche, unterbrochen werden. Er hob jedoch die Anpassungsfähigkeit dieser Tiere hervor. Er fügte hinzu, dass Dachse zwar widerstandsfähiger gegenüber Licht sind, jedoch empfindlich auf Gerüche reagieren, insbesondere wenn diese von Hunden ausgehen. Der andere Experte betonte, dass Rehe besonders unter den nächtlichen Aktivitäten leiden würden, weil sie zu dieser Zeit aktiv sind und Störungen ihre natürlichen Verhaltensmuster erheblich beeinträchtitgen.
Potenzielle Massnahmen für die Waldberuhigung in der Nacht
Die letzten beiden Fragen an die Experten zielten darauf ab, Empfehlungen zu ermitteln, wie die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf Wildtiere reduziert und die Nutzung des Waldes in der Nacht und Dämmerung besser gesteuert oder eingeschränkt werden könnten.
Fragen:
Welche Empfehlungen haben Sie, um die Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf Wildtiere zu reduzieren?
Wie könnte die Nutzung in der Nacht und der Dämmerung konkret gelenkt oder reduziert werden?
Antwort: Ein Experte betonte die Notwendigkeit, bestehende Gesetze durchzusetzen, um die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf Wildtiere zu reduzieren (Waldgesetz, Jagdgesetz). Dazu gehört das Einhalten von Regeln für Mountainbiker:innen und das Verhindern von Autofahrten im Wald. Er schlug vor, Wildschutzgebiete zu definieren, um den Lebensraum der Tiere zu schützen, trotz der Herausforderungen bei der Durchsetzung solcher Massnahmen. Zudem erwähnte er die Schwierigkeiten bei der Durchsetzung von Massnahmen, insbesondere in Gebieten nahe der Agglomeration. Der andere Experte betonte die Bedeutung der Schaffung legaler Optionen wie Biketrails, um illegale Aktivitäten zu reduzieren und den Menschen eine Alternative zu bieten.
Varia und Platz für Anmerkungen
Frage: Den beiden Experten wurde zudem die Gelegenheit gegeben, weitere Anmerkungen zu machen. Im Folgenden findet sich eine Zusammenfassung ihrer Antworten.
Antwort des ersten Experten:
- Der Experte weist auf die Nutzung von Apps hin, die Mountainbikenden den Weg durch den Wald zeigen, manchmal sogar auf Strecken, wo das Fahren verboten ist. Er schlägt vor, mit den Anbietern solcher Apps zu kommunizieren, um das Bewusstsein für Gesetzesverstösse zu schärfen.
- Er betont auch die Herausforderung, die Menschen über die Bedeutung der Einhaltung von Regeln zu informieren, da viele diese Informationen nicht richtig aufnehmen.
Antwort des zweiten Experten:
- Der Experte vermutet, dass der Erholungsdruck in der Zukunft zunehmen wird und dass viele Menschen das Gefühl haben, die einzigen zu sein, die den Wald besuchen.
- Er weist auf die Gefahren von E-Bikes hin, insbesondere in Bezug auf extreme Geschwindigkeiten und die potenzielle Gefahr für Tiere und andere Waldbesuchende. Insbesondere erwähnt er die Gefahr von E-Bikes auf Biketrails, die bergaufwärts fahren, was sehr gefährlich sein kann.