Bulle
- Die folgenden Fragen wurden den beiden Experten aus dem Untersuchungsgebiet Bulle FR gestellt.
- Dabei handelte es sich um offene Fragen, Skalenbewertungen sowie um Meinungsabfragen zu bestehenden Analysen (siehe Übersicht).
- Die Fragen und die entsprechenden Antworten der Experten werden hier detailliert aufgeführt. Dabei werden zuerst die Fragen genannt, wie sie den Experten gezeigt wurden. Danach wird ihre Antwort wiedergegeben.
Nutzungseinschätzung
Frage: Wie viele Personen nutzen das Gebiet täglich in der Dämmerung oder in der Nacht?
Die Experten konnten auf einer Skala (1-5) zwischen «Keine» und «Mehr als 50» antworten.
Antwort: Die Experten konnten auf einer Skala von «Keine» (1) bis «Mehr als 50» antworten. An Wochenenden und Werktagen gaben sie «21 - 50» und «6 - 20» an, was auf eine deutliche, aber nicht übermässige Nutzung hinweist. Obwohl es Abweichungen in den Antworten gab, waren sie insgesamt ähnlich.
Frage: Welche Aktivitäten werden während der Dämmerung und der Nacht in diesem Gebiet ausgeführt (Biken, Spazieren, Joggen, usw.)?
Antwort: Auf der Skala von 1 - 5 antworteten die Experten folgendermassen:
Aktivität | Häufigkeit: sehr selten (1) – sehr oft (5). (Experte 1 ; Experte 2) |
---|---|
Spazieren / Wandern | 4;3 |
Joggen / Trailrunning | 4;4 |
Grillieren | 1;2 |
Mountainbiken | 3;2 |
Hund ausführen | 3;3 |
Obwohl leichte Unterschiede in ihren Aussagen bestehen, herrscht Einigkeit darüber, dass Spazieren/Wandern und Joggen/Trailrunning während der Dämmerung und in der Nacht in ihrem Bereich am häufigsten auftreten. Mountainbiken und Hund ausführen kommen weniger häufig, aber immer noch häufiger als grillieren vor.
Frge: Wo liegen die wichtigsten Hotspots dieser Aktivitäten bei Dämmerung und Nacht? Bitte einzeichnen.
Antwort: Gemeinsam mit den Experten haben wir die verschiedenen Hotspots (Spaziergängerinnen, Hunde, Mountainbikende, usw.) im Untersuchungsgebiet eingezeichnet (Abbildung 17.1).
Resultate aus den automatischen Zählungen
Bei diesen Fragen, wurden den Experten Resultate aus den automatischen Besucherzählungen an den Wegabschnitten gezeigt. Wir fragten sie daraufhin ob sie diese Resultate plausibel finden oder doch überrascht sind.
Frage: In dieser Karte (Abbildung 17.2) sehen Sie die durchschnittliche Anzahl Personen, welche wir im Jahr 2023 an den untersuchten Standorten erfassten, aufgeteilt auf die vier Tageszeiten «Morgendämmerung», «Tag», «Abenddämmerung» und «Nacht».
Antwort: Die beiden Experten zeigten sich von diesen Ergebnissen nicht überrascht; sie entsprachen ihren Erwartungen. Einer der Experten vermutete, dass ein Grossteil der Vitaparcours-Besuchenden von der Kamera nicht erfasst wurde, da diese zu weit nach einer Abzweigung positioniert war und viele Besucher bereits vorher abgebogen sind. Zudem wurden die Orientierungsläufer nicht erfasst, da sie sich selten auf den vorgegebenen Wegen aufhalten.
Frage: Hier (Abbildung 17.3) sehen Sie für den Standort mit den meisten erfassten Passagen (Schweielholz), wie sich diese auf Personen zu Fuss und Fahrradfahrende sowie auf die Kalenderwochen verteilen. Ist das plausibel?
Antwort: Die beiden Experten hielten die Ergebnisse für plausibel und hatten dieselbe Erklärung für die verstärkte Nutzung während der Dämmerung und Nacht in den dunkleren Jahreszeiten. Sie vermuten, dass dies mit den festen Nutzungszeiten der Besuchende zusammenhängt. Die meisten Menschen arbeiten tagsüber und besuchen den Wald erst vor oder nach der Arbeit. Dadurch verschiebt sich die Nutzung verstärkt in die Dämmerungszeiten während der dunkleren Monate. Einer der Experten merkte an, dass dieses Phänomen heute vermutlich häufiger vorkommt, bedingt durch die Nutzung von Stirnlampen.
Erkenntnisse aus der Befragung der Waldbesuchenden
Bei diesen Fragen, wurden den Experten Resultate aus der Befragung gezeigt. Wir fragten sie daraufhin ob sie diese Resultate plausibel finden oder doch überrascht sind.
Frage: Letzten Sommer haben wir mehr als 500 Personen zu ihren Freizeitaktivitäten während der Dämmerung und der Nacht befragt. Mehr als die Hälfte aller Befragten gehen regelmässig auch während der Dämmerung und der Nacht in den Wald. Dabei werden folgende Aktivitäten ausgeführt (Abbildung 17.4):
Antwort: Beide Experten wiesen darauf hin, dass in ihrem Gebiet keine Jagd stattfindet. Zudem bemerkten sie, dass das Grillieren in ihrem Gebiet eher selten vorkommt und waren daher überrascht über die entsprechenden Antworten. Einer der Experten war überrascht über die hohe Anzahl an Leuten, die im Wald «die Seele baumeln lassen», da das Gebiet vor allem von aktiven Besuchenden genutzt wird.
Frage: Die meisten Befragten erlebten während der Dämmerung und der Nacht keine Störungen (nur 9%) von anderen Besuchenden. Es gab aber einige negative Erlebnisse. Folgendes wurde genannt (Abbildung 17.5). Ist das plausibel?
Antwort: In Bezug auf die Störungen, die Besuchende in der Nacht und Dämmerung empfanden, waren beide Experten nicht überrascht, dass Radfahren und Abfall als häufige Störungen genannt werden. Einer der Experten bemerkte jedoch, dass er im Wald nur selten Abfall finde, während entlang der Strassen häufiger welcher zu sehen sei. Beide Experten waren auch erstaunt, da sie annahmen, dass Partys und dementsprechend Lärm nur selten in dem Gebiet vorkämen. Zudem sei die Jagd verboten, weshalb es wenig plausibel erscheint, dass Leute in diesem Gebiet diese als Störung wahrnehmen. Einer der beiden Experten erwähnte, dass bereits vor 15 Jahren eine Studie in dem Gebiet den Konflikt zwischen Radfahrern, Reitern und Wanderern thematisierte. Der Konflikt wurde schon damals erwähnt.
Die Auswirkungen der erfassten Nutzung
Die beiden Experten wurden ebenfalls bezüglich der Auswirkungen auf den Wald und seine natürlichen Bewohner befragt.
Fragen:
Wie schätzen Sie die Auswirkung der erfassten Nutzung bei Dämmerung und bei Nacht auf die Wildtiere im Gebiet ein?
Welche Nutzungsarten (Mountainbiking, Jogging, Nutzung abseits von Wegen, freilaufende Hund, usw.) sind dabei besonders störend?
Und welche Wildtiere / Gruppen leiden besonders unter dieser Nutzung?
Antwort: Beide Experten sind der Ansicht, dass freilaufende Hunde, besonders während der Dämmerung, ein grosses Problem für die Wildtiere darstellen, da sich die Tiere zu dieser Zeit bewegen und Nahrung suchen. Tagsüber halten sie sich meist im Dickicht auf und ruhen. Die Störungen betreffen vor allem Rehe, Rothirsche, Füchse und bodenbrütende Vögel. Einer der Experten wies darauf hin, dass auch Mountainbiken die Tiere stark beeinträchtigt, da die Radfahrer schnell und unerwartet auftauchen und die Tiere in die Flucht schlagen.
Potenzielle Massnahmen für die Waldberuhigung in der Nacht
Die letzten beiden Fragen an die Experten zielten darauf ab, Empfehlungen zu ermitteln, wie die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf Wildtiere reduziert und die Nutzung des Waldes in der Nacht und Dämmerung besser gesteuert oder eingeschränkt werden könnten.
Fragen:
Welche Empfehlungen haben Sie, um die Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf Wildtiere zu reduzieren?
Wie könnte die Nutzung in der Nacht und der Dämmerung konkret gelenkt oder reduziert werden?
Antwort: Um das Verhalten der Menschen zu ändern, setzen beide Experten auf Sensibilisierung, beispielsweise durch Informationsposter, die auf die negativen Auswirkungen der Aktivitäten in der Dämmerung und Nacht auf die Wildtiere hinweisen. Trotzdem sind beide Experten skeptisch, dass sich das Verhalten merklich ändern wird. Sie argumentieren, dass viele Menschen vorrangig an ihre eigenen Interessen denken und nur wenige Wälder in Stadtnähe zur Verfügung stehen. Kontrollen, die das Befahren von Forststrassen mit Autos unterbinden und das Anleinen von Hunden erzwingen, sind bereits im Einsatz, doch solange ein allgemeines Waldbegehungsrecht besteht, gibt es nur begrenzte Möglichkeiten, das Verhalten der Menschen nachhaltig zu beeinflussen.
Varia und Platz für Anmerkungen
Frage: Den beiden Experten wurde zudem die Gelegenheit gegeben, weitere Anmerkungen zu machen.
Antwort: Ein Experte beleuchtete die Veränderungen in der Nutzung und Wahrnehmung des Waldes, die durch den Übergang zu einer Freizeitgesellschaft entstanden sind. Mit einer kürzeren Arbeitswoche haben Menschen heute mehr Zeit, was zu einem erhöhten Besucheraufkommen im Wald führt. Die Interaktionen im Wald haben sich diversifiziert und reichen von spirituellen Aktivitäten bis hin zur Waldtherapie.
Die Tierwelt hat sich an die gestiegene menschliche Präsenz angepasst: Rehe zeigen weniger Fluchtverhalten, und der Fuchsbestand nimmt zu, teilweise begünstigt durch die Nähe zu menschlichen Siedlungen. Rothirsche sind zwar neu in der Region, bleiben aber meist unsichtbar.
Der Experte merkte an, dass es sinnvoll sein könnte, die Menschen auf belebtere Bereiche wie Bulle zu konzentrieren, um ruhigere Waldgebiete zu schonen.